Schießstätte 12, 6800 Feldkirch (A)





Frauen und Architektur


In diesem Abschnitt werden wir Dokumente (Bücher, Vorträge, Projekte), Referenzen und Eindrücke von Frauen sammeln, die im Bereich der Architektur arbeiten, sowie von allen Frauen, die sich für Fragen der Nutzung der Stadt und ihrer Räume interessieren und damit befasst sind.

Mit Hilfe von FreundInnen, KollegInnen und InteressiertInnen kann diese Kategorie so umfangreich und relevant sein, wie wir es wünschen.


Emilie Winkelmann  Berlin 1875-1951





Fest steht, dass Emilie Winkelmann (1875 – 1951) die erste freiberufliche Architektin Deutschlands wurde. Sie im Jahr 1912 ein Atelier mit 15 angestellte MitarbeiterInnen leitete, baute unter vielen anderen das bekannte Apartmenthaus in Berlin Leistikowhaus, im Jahr 1914 das Haus der Frau in Leipzig, den Lyceum-Klub in Berlin und Wohnungen für berufstätige Frauen in Postdam.

Trotzdem ist sie heute als Architektin fast völlig in Vergessenheit geraten, obwohl mehrere ihrer Bauwerke unter Denkmalschutz stehen und sie eine ungewöhnliche Vita hat. Sie hatte sich 1902 an der damaligen Technischen Hochschule Hannover eingeschrieben und dabei etwas geschummelt: Ihren Vornamen kürzte sie ab, weil Frauen in Preußen das Studium verboten war.

Die Tochter eines Lehrers war von ihrem Großvater geprägt: In dessen Baugeschäft half sie mit, absolvierte später eine Lehre im Zimmererhandwerk, arbeitete in mehreren Architekturbüros – und schrieb sich 1902 als E. Winkelmann an der Technischen Hochschule im hannoverschen Welfenschloss ein. Ihre Anwesenheit als Frau fiel nicht weiter auf: Frauen durften als Gasthörerinnen und Hospitantinnen in den Uni-Alltag hineinschnuppern. Erst als es 1906 ans Examen ging, flog sie auf – die Abschlussprüfung wurde ihr verweigert.

Heute wäre es undenkbar, ohne Hochschulabschluss als Architekt zu arbeiten: Argwöhnisch achten die Kammern darauf, dass der Titel nur geführt wird von denen, die alle Auflagen erfüllt haben. Das war Anfang des 20. Jahrhunderts noch anders, damals ging es um die Qualität der Arbeit. Und diesen Nachweis erbrachte Winkelmann mit Kreativität. Ausgeschrieben war in Berlin ein Architekturwettbewerb für ein Theatergebäude an der Berliner Blumenstraße mit mehreren Festsälen. Alle ihre Wettbewerber scheiterten daran, die Treppe so zu konstruieren, dass sich bei mehreren gleichzeitig laufenden Veranstaltungen auf- und absteigende Besucher nicht in die Quere kamen. Sie konstruierte eine sogenannte doppelläufige Treppe – und bekam den Zuschlag für ihr erstes Renommierprojekt. Das Haus ist allerdings kriegszerstört. Erhalten ist hingegen das stolze Viktoria-Studienhaus (heute: Ottilie-von-Hansemann-Haus an der Berliner Otto-Suhr-Allee), das erste Studentinnenwohnheim Europas, das unter Denkmalschutz steht. Gleiches gilt für viele Guts- und Herrenhäuser zwischen Bielefeld und Pommern, die sie umbaute oder ergänzte.



Frauen in der Architektur


Dank des Buches "Frauen in der Architektur", Herausgeberin Ursula Schwitalia, erschienen im Hatje Cantz Verlag GmbH, Berlin, haben wir die Möglichkeit, die Biografien einiger der Pionierinnen Architektinnen aufzufrischen und einige ihrer wichtigsten Werke hervorzuheben sowie einen Überblick über die Werke einer Auswahl der heutigen großen Architektinnen aus aller Welt zu geben, um diese Informationen an die jüngere Generation weiterzugeben.

Im Vorwort zu diesem Buch schreibt der Professor am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen Ersnt Seidl:

Die Publikation zeigt die hohe fachliche Kompetenz, das außergewöhnliche Engagement und vor allem den ganz persönlichen Beitrag der Architektinnen zu einem bislang männlich dominierten Tätigkeitsfeld.


E1027 Eileen Gray

Eileen Gray (1878 Enniscorthy, Ireland - 1976 Paris, France) war eine irische Architektin und Designerin. Sie gehört zu den wichtigsten Architektinnen und Designerinnen des frühen 20. Jahrhunderts.





Über Eileen Gray

FILM Jörg Bundschuh


Link zu PDF
„Invitación al viaje” Jörg Bundschuh

Link zu Film
https://www.nextroom.at


Vortrag Beatriz Colomina

Link YouTube 
https://veredes.es/blog/pioneras-de-la-arquitectura-la-obsesion-de-le-corbusier-con-e-1027-beatriz-colomina/


Buch Carmen Espegel

Link
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In der Dokumentarfilm "Invitación al viaje” (”Einladung zur Reise") unter der Regie von Jörg Bundschuh, mit Texten der Architektin und Professorin an der Hochschule für Architektur von Madrid (ETSAM), Carmen Espegel, erläutert ausführlich die Ideen und Prinzipien, die Eileen Gray in der Welt der modernen Architektur dazu gebracht haben, mit ihrer eigenen Stimme zu gestalten. Gray arbeitete hauptsächlich außerhalb des allgemeinen Trends der Moderne. Sie vermied Klischees, Schulen und Bewegungen, obwohl ihr Werk viele der architektonischen Trends, Debatten und Dilemmata der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Ihre künstlerische Tätigkeit entwickelte sich nicht nach klar festgelegten Mustern sondern ist das Ergebnis eines persönlichen Forschungs- und Untersuchungsprozesses.




Gemäss Prof. Architektin Carmen Espegel

Bei all seinen Interventionen ist die traditionelle Trennung zwischen Innenarchitektur und Architektur nicht mehr denkbar, da sie einen Prozess der Umwandlung des Unbeweglichen in ein Möbelstück bewirkt.

Die ganzheitliche Gestaltung des architektonischen Prozesses führt ihn zu einer integrierenden Gesamtheit der verschiedenen Künste.

Die Wände erhalten ein solideres Erscheinungsbild, indem sie in der Art von Makrostrukturen eine Dichte von Möbeln enthalten, eine hohe Dichte an Möbeln. Auf die gleiche Weise schaffen die festen und beweglichen Objekte eine kontinuierliche Variation des Raums.

Wände, Fenster, Markisen, Nischen, Trennwände, Vorhänge, Blenden, Teppiche, Spanischewände oder Diwane bilden eine unauflösliche, vielschichtige Architektur, ein choreografisches Ganzes voller Poesie.

1027 Eileen Gray in der UBM Magazin

In der Artikle
“Kult-Villa E-1027 wiedereröffnet” in der
UBM Magazin Gertraud Gerst schreibt:

Eigenständiger, intuitiver Modernismus

Für Gray, die aus der Malerei kam und sich einen Namen als Möbeldesignerin gemacht hatte, war es das erste Architekturprojekt, das sie umsetzte. Die klaren Linien, das Flachdach und der funktionelle Minimalismus von E-1027 waren eindeutig dem Zeitgeist der Moderne geschuldet.

Das Intuitive und Subtile macht den Stil von Eileen Gray unverkennbar.
Doch anders als viele Modernisten bezog Gray in ihre Architektur das Soziale und Intuitive des Wohnens mit ein. Ihr Design basierte auf einer sinnlichen Erfahrung des Raumes. Lebenswerte Wohnareale, die einfach an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden können, standen im Mittelpunkt ihres Interesses. Sie hinterfragte viele der Prinzipien der Moderne und kritisierte die reine Äußerlichkeit zu Ungunsten von Wohngefühl und Komfort.Dem ideologischen Entwurf der Wohnmaschine von Le Corbusier konnte Gray nur wenig abgewinnen. „Ein Haus ist keine Maschine, in der man lebt“, konterte sie. „Es ist die Schale des Menschen, seine Verlängerung, seine Freisetzung, seine spirituelle Emanation.“

Später, hatte sie noch geschrieben:
“The poverty of modern architecture, stems from the atrophy of sensuality.”

Zu Le Corbusier sollte sie Zeit ihres Lebens eine problematische Beziehung haben.

Das kontroverse Erbe
Le Corbusier ließ 1952 auf dem angrenzenden Grundstück eine rustikal anmutende Blockhütte bauen, die er Le Cabanon nannte. Die Hütte bestand aus Fertigteilen, die er in Korsika zimmern und vor Ort zusammenbauen ließ. Er war ein großer Bewunderer von Grays subtilem Design. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, acht großflächige Wandgemälde in und auf ihr Haus zu malen. Jean Badovici, der offizielle Eigentümer von E-1027, soll ihn dazu ermutigt haben.

Zumal Gray bewusst auf weiße, blanke Wände als Stilmittel setzte, hatte sie mit den Bildern keine Freude. Berichten zufolge soll sie das Haus in der Folge nie wieder betreten haben.
Was sein Verhältnis zur modernen Bewegung betrifft, so übernahm sie viele ihrer Grundsätze, behielt aber auch eine kritische Haltung bei:

A house is “not a machine to live in. It is the shell of man — his extension, his release, his spiritual emanation.” “The poverty of modern architecture, stems from the atrophy of sensuality.”


“Ein Haus ist keine Maschine, in der man lebt. Es ist die Schale des Menschen, seine Verlängerung, seine Freisetzung, seine spirituelle Emanation”

Bilder Haus E. 1027
© Manuel Bougot
© Will Pryce